Konfliktarbeit, Friedensarbeit:
Erlebtes und Erfahrenes aus der Perspektive eines Beraters
von Hermann Barbieri, Mitglied des BSC
Traue nicht deinen Augen
Traue deinen Ohren nicht
Du siehst Dunkel
Vielleicht ist es Licht.
(Berthold Brecht)
Als Berater berate ich aus meinem Lebensweg heraus. Neben Ausbildung, Praxisreflexion und Berufserfahrung ist er eine der Quellen für meine berufliche Kompetenz. Von diesem Lebensweg möchte ich einige Stationen nachzeichnen. Die Neugier, der Zweifel am Wahrgenommenen und das genau wissen Wollen als Schlüssel zu Mehrperspektivigkeit sind in meiner Kindheit grundgelegt und haben zu tun mit der politisch motivierten Gewalt der Südtiroler Sechzigerjahre.
Das Spannungsfeld zwischen diesem Kontext und der Erlebniswelt meiner Kindheit Jahre war die Schule, in der ich die ersten Lernschritte für das genauere Hinschauen auf die meist komplexen Zusammenhänge ging, in denen sich Einzelschicksale und Gruppenprozesse entwickeln. So brachte das Leben mich da hin, wo ich Gewaltsituationen im Makrosozialen wiederfand, deren Auswirkungen aufs Alltagsleben und deren Feedbackschleife zurück.
In den Kriegen in Bosnien und im Kosovo überwog die Empfindung des Ausgeliefertseins von Opfern gegenüber einer Täterübermacht. Im Übergang vom Apartheidsystem in die Demokratie der Republik Südafrika erlebte ich Menschen, die scheinbar überwältigende Schicksalskräfte schöpferisch umzugestalten versuchten.
Welche Kräfte wirken in diesen Prozessen? Wie ist darauf hinzuschauen? Welche Brillen bieten sich an? Und schließlich: Ist etwas von dem, was ich dabei wahrgenommen und erlebt habe, in meinen Berateralltag übertragbar?
Der letzteren Frage gehe ich in einem Prozessbeispiel nach, in dem Menschen versuchen, sich in dem Spannungsverhältnis zwischen globaler Gewalt, Migration und Konflikten im Arbeitsalltag zurechtzufinden.
Ich habe mich bei diese Arbeit verschiedener Verständnishilfen bedient, von Fachleuten aus Forschung und Beratung, auch von Betroffen, hauptsächlich aber von Friedrich Glasl, Organisationsberater, Konfliktforscher und Mitbegründer der Trigon- Entwicklungsberatung.
Bedanken möchte ich mich bei den Mitgliedern des Berufsverbandes BSC Siegfried Nitz und Elisabeth Graf für die Startenergie zum Schreiben, bei den Vorstandsmitgliedern Ilse Egger und Micki Gruber für die Ermutigung und bei den Kollegen Bertram Nejedly und Stefan Habicher für die wertvollen Reflexionen, Anregungen und die konstruktive Kritik.
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